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Carsten H. O. Tüngler

Daniel RieckeMitglied in: Verband deutschsprachiger Berufsgenealogen e.V., Arbeitsgemeinschaft Genealogie Magdeburg (AGGM), Arbeitsgemeinschaft für Mitteldeutsche Familienforschung (AMF), Freunde des Stadtarchivs Magdeburg e.V.

GFG: Wie ist Ihr Interesse für Ahnenforschung entstanden?

Tüngler: Während einer Familienfeier, ich war damals noch ein Kind, wurde über die Geschichte der eigenen Familie erzählt. Es wurde berichtet, dass ein Vorfahr Musketier sei und der Name nicht nur Tüngler, sondern auch Tingler geschrieben wurde. In meiner kindlichen Naivität bin ich von einem DER Musketiere ausgegangen, was sich später natürlich als Irrtum herausstellte. Ich wollte den Spuren nachgehen und erhielt daher von meinen Großeltern zahlreiche Familiendokumente. Nach und nach konnte ich die Schrift lesen und besuchte die ersten Pfarrämter und Archive … Ich bin quasi mit der Ahnenforschung aufgewachsen. Neben meiner Studienzeit konnte ich in der Ahnenforschung dann auch schon die ersten wichtigen Kontakte knüpfen.

GFG: Bleibt denn überhaupt Zeit für die eigene Familiengeschichtsforschung?

Tüngler: Nicht nur die eigene Familiengeschichte kann interessant sein, auch in der Auftragsforschung finden sich unheimlich spannende Geschichten, denen ich natürlich gerne nachgehe. Ich bin dann manchmal schlecht zu bremsen, aber dennoch sollte auch die Erforschung der eigenen Familiengeschichte nicht vernachlässigt werden. Ich muss gestehen, dass dafür leider nur wenig Zeit übrig bleibt, aber die wird dann sehr effektiv genutzt. Und gelegentlich finden sich dann auch noch neue Vorfahren oder es tun sich archivalischen Quellen auf, die das soziale Leben bereits bekannter Vorfahren erklären. Auch in der eigenen Ahnenforschung gibt es keine Grenzen.

GFG: Ist Ihnen dabei etwas Spannendes „in die Hände gefallen“?

Tüngler: Die Ahnenforschung ist immer interessant und auch in einfachen Bauern- bzw. Handwerksfamilien geschahen erstaunliche Geschichten. Einige waren erfreulich, doch die meisten führten zu großem Leid. Die erheblich hohe Kindersterblichkeit und die zahlreichen Cholera- und Pestepidemien sind da nur einige allgemeine Beispiele. Unter den Vorfahren meiner Frau befindet sich eine interessante Familie, die über mehrere Generationen die Geschicke der Stadt Osterwieck mitlenkte und die dennoch 1620 von der Justiz verfolgt wurde. In diesem Jahr wurde die Witwe des Dr. jur. Peter Hettling und vormaligen Ratskämmerers zusammen mit ihrem Sohn, dem Ratsherren Hans Hettling, verhaftet und des Münzvergehens beschuldigt. Sie sollten Kipper- und Wippermünzen u. a. nach Leipzig geliefert haben. Die etwa 70jährige Mutter und ihr Sohn verbrachten 13 Wochen in Gefangenschaft auf dem Schloß Hornburg, und obwohl keine Beweise erbracht werden konnten, beschlagnahmte die bischöfliche Kanzlei Halberstadt Gegenstände im Wert von 400 Reichstalern und Hans Hettling wurde seines Postens als Ratsherr enthoben. Ein weiterer Sohn von Agnes, der fürstlich-bischöfliche Hofprokurator, Anwalt in Halberstadt und Vorfahr meiner Frau Gerhart Hettling führte noch 1629 die Verteidigung beim Prozess am Reichskammergericht gegen diese Verhaftung, Requirierung und Entlassung aus dem Rat. Wie das Verfahren ausgegangen ist, konnte bisher noch nicht ermittelt werden. Agnes sollte den Ausgang des Verfahrens nicht mehr miterleben, denn sie starb im Mai 1630 in Osterwieck nach etwa 80 Lebensjahren. Von der Anerkennung und Wichtigkeit dieser Familie in Osterwieck zeugt noch ein wunderschönes und vor allem auch großes Epitaph in der Kirche, welches die Gesichter der einzelnen Familienmitglieder gut zeigt und die letzten 400 Jahren ohne große Schäden überstanden hat.

An dieser Stelle möchte ich auch noch auf unser Kuriostätenkabinett auf dieser Website verweisen, das Sie unter vorstehendem Link finden.

GFG: Wieviele Personen und Vorfahren haben Sie in ihrer eigenen Forschung bereits ermittelt?

Tüngler: Bisher konnte ich mindestens 3000 Vorfahren zusammentragen und mit Geschwistern und einigen ausführlich beschriebenen Familiengeschichten dürften schon einige 10000 Personen erfasst sein.

GFG: Welche Publikationen haben Sie bereits abgeschlossen und an welchen arbeiten Sie gerade?

Tüngler: Neben zahlreichen erarbeiten Ahnen- und Stammlisten der verschiedensten Familien in den unterschiedlichsten Regionen, die später in einigen Aufsätzen veröffentlicht werden, sind bisher folgende Projekte realisiert bzw. in Planung:

Bisher erschienen:

  • Carsten H. O. Tüngler; „Die Geistlichen und deren Mitarbeiter an den Kirchen zu Schönebeck (Elbe) mit Eickendorf und Zens“; 2004; 53 S. (mittlerweile u. a. auch in die zehnbändigen Pfarrerbiogrammen der Kirchenprovinz Sachsen eingearbeitet)

In Planung:

  • „Familiengeschichtliche Untersuchungen in Westeregeln von 1393 und 1840, Ortsfamilienbuch Westeregeln“; Derzeit liegt es noch als unveröffentlichtes Manuskript (bisher etwa 700 Seiten) vor, welches in der Auswertung aller möglichen Archivalien als totalgenealogische Auswertung eines Ortes anzusehen ist. Da erst jetzt über das Staatsarchiv in Wolfenbüttel und dem Landeshauptarchiv (Außenstelle Wernigerode) ein Teilbestand des in Frage kommenden Ämterarchivs aufgetaucht und nach Magdeburg gelangt ist, muss ich mit deren systematischer Auswertung die Veröffentlichung noch weiter in die Zukunft verlegen. Auskünfte aus dem Manuskript erteile ich jedoch gerne!
  • „Bürgerbücher der Stadt Schönebeck und der ehemals eigenständigen Stadt Groß Salze und der Landgemeinde Frohse“. Bei der Ausarbeitung kann auf Kämmereirechnungen bzw. Rechnungsbücher zurückgegriffen werden, die für Groß Salze bis in das Jahr 1407 zurückreichen!

Mitwirkung an Fernsehsendungen:

  • Sachsen-Anhalt Regional (MDR, 2006), Sendung zum Thema Ahnenforschung mit Andreas Mann (ursprünglich in Zusammenarbeit mit Dieter Hallervorden und dessen Familiengeschichte)
  • „Who do you think you are“ (CBC, 2007), Familiengeschichte von Randy Bachman (kanadischer Musiker) (LINK)

Wir haben den besten

Standort

Magdeburg

... weil in Magdeburg fast alle Kirchenbücher der Evangelischen Kirche Mitteldeutschlands (größte Teile Sachsen-Anhalts sowie nördliche Kirchenkreise in Sachsen und Thüringen) auf derzeit mehr als 8.500 Mikrofilmen verfilmt sind.

... weil in Magdeburg das Landesarchiv Sachsen-Anhalt seinen Hauptsitz hat und auf Grund seiner umfangreichen Bestände gerade für Familienforscher sehr interessant ist.

... weil Magdeburg im Herzen des Landes Sachsen-Anhalt liegt und somit sind wichtige Archivstandorte (u.a. Wolfenbüttel, Hannover, Brandenburg an der Havel, Berlin, Dessau, Leipzig, Erfurt und Eisenach) schnell erreichbar sind.